Im Traditionsbuch geblättert…

Vor 5 Wochen standen wir mit dem ALTLÖWEN-Team in Geising gegen die Liebenauer Tigers auf dem Eis: Roland Scheffler, Steffen Hofmann und ich. Mittlerweile grau-meliert und bereits Mitte „60“. An diesem Wochenende wurden unsere Erinnerungen an eine stolze Leistung vor 50 Jahren wieder wach: Der Gewinn der Bronze-Medaille in der DDR-Schülermeisterschaft (altersmäßig identisch mit der heutigen U16). Es war die erste und bleibt bis heute die einzige Meisterschaftsmedaille, die je eine Dresdner Mannschaft in einer gesamtnationalen Meisterschaft errungen hat ! Auch wenn es zeitlich weit zurückliegt erinnern wir uns noch an viele Einzelheiten von damals.

Der Spielmodus war sehr fortschrittlich strukturiert. Jede der acht Mannschaften (Dynamo Weisswasser, SC Dynamo Berlin, ASK Crimmitschau, TSC Berlin, SC Empor Rostock, SC Turbine Erfurt, SC Karl-Marx-Stadt, SC Einheit Dresden) spielte in der Hauptrunde zweimal gegeneinander (gespielt von Anfang November -!- bis Ende Januar). Danach folgten je zwei 4-er-Endrunden-Turniere (im März) um die Plätze 1-4 und 5-8. Zwischendurch gab es das Drespo-Pokal-Turnier nach Weihnachten und im Februar die II.Kinder-und Jugend-Spartakiade in Berlin. (für uns wie kleine Olympische Winterspiele…).
Natürlich bestreiten unsere heutigen U16-er und U19-er-Mannschaften weitaus mehr Spiele und haben eine größere Gegnerschaft. Doch für die Entwicklung des Dresdner Eishockey-Nachwuchses war dieser 3.Platz zu jener Zeit ein Meilenstein. Drei Jahre zuvor hatte das Schüler-Team schon mal an Bronze gekratzt und kam auf Platz 4 ein.
Was waren die entscheidenden Momente? Zwei Spiele gegen den SC Dynamo Berlin Mitte Dezember. Um nach der Hauptrunde noch auf Platz 4 einzukommen und damit die Qualifikation für die Titelrunde zu schaffen, mussten wir diese 2 Spiele unbedingt gewinnen. Und wir schafften es. Mit zwei schwer erkämpften Siegen ( 2:1-0:1.1:0.1:0- und 4:3 -0:0.4:1.0:2-) im heimischen Freiluftstadion schickten wir die Berliner in die Hauptstadt zurück. Völlig frustriert schlugen diese (Schülermannschaft !) in der Kabine die Garderobenhaken von der Wand…

Und dann standen wir in der Titelrunde mit Weisswaser, Crimmitschau und eben dieser Berliner Dynamo-Mannschaft (u.a. mit Dieter Frenzel, dem späteren langjährigen Kapitän der Nationalmannschaft). War in der Hauptrunde noch Ex-Oberliga-Trainer Helmut Teichmann unser Coach, nahm sich bei den beiden Endrunden-Turnieren der aktuelle Oberliga-Cheftrainer Egon Luding der Sache an und stand gemeinsam mit seinem Spieler Herbert Mohr bei uns an der Bande. Dem Verein war dieser Erfolg sehr wichtig und es wurde alles für eine beste Vorbereitung getan. So übernachteten wir beim 1.Turnier im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) im Interhotel ! Und es war wohl eine der richtigen Maßnahmen. Denn bei diesem Turnier siegten wir erneut und nunmehr fast sensationell-deutlich mit 6:3(3:1.2:1.1:1) über Dynamo Berlin. Gegen Weisswasser (1.Platz) und Crimmitschau waren wir chancenlos. Doch wir hatten uns in diesen Endrundenspielen auch das klar bessere Torverhältnis gegenüber Berlin erspielt. Damit konnten wir uns im Abschlußspiel im „Wellblechpalast“ nach einer 2:0-Führung zu Beginn des letzten Drittels sogar noch eine 2:3-Niederlage gegen die Gastgeber leisten. Freudestrahlend und total happy ließen wir uns die Bronzemedaillen um den Hals hängen !

Was bleibt aus dieser Zeit noch festzuhalten ? Auf der Kinder- und Jugendsportschule wurde Eishockey als neue Sportart aufgenommen und wir waren die drei ersten „Repräsentanten“. Wir sind die Akteure der damaligen Mannschaft, die die ganzen Jahre dem Eishockey treu geblieben sind, als Aktive und wichtige (ehrenamtliche) Organisatoren in den 80-er und 90-er Jahren. Noch immer spielen wir in der Altherren-Traditionsmannschaft.

Es war auch jene Zeit, als die DDR und BRD wenige Wochen zuvor in Grenoble erstmalig als eigenständige Mannschaften an den Olympischen Winterspielen teilnehmen durften. Aus diesem Grund startete die Oberliga-Meisterschaft erst nach den Winterspielen und wurde innerhalb von nur 7 Wochen ausgetragen. Zu Beginn des Jahres fand die erste U19-Junioren-Europameisterschaft im finnischen Tampere statt.
Gern denken wir an diese Zeit zurück.

Text/Fotos Karl-Heinz Domschke

Kapitän ALTLÖWEN-Traditionsmannschaft