Altlöwen-Team: Gratulation für Horst Rudolph zum „75“
„Eiorr Toorhüter hält joa wie `ne Koaatz“ – staunte der vogtländische Eishockeyfan beim Altherrenspiel zwischen Klingenthal und Dresden wenige Tage vor Weihnachten 2003. Als wir ihm grinsend entgegneten „…ja, der wird bald 60 …“ schaute er ungläubig `drein, fühlte er sich verschaukelt und auf dem Arm genommen. Und doch war es so. Nun ist unser Ältester schon „75“. Herzlichen Glückwunsch !
In Weißwasser geboren kam er mit 8 Jahren zum Eishockey. Noch auf dem Natureis des Braunsteich erlernte er wie viele Größen der 50-er und 60-er Jahre in der einstigen Eishockeyhochburg das Schlittschuhlaufen. Wie von ihm zu erfahren ist, hießen seine ersten Trainer Paul Mann und Jürgen Johne. Die Republikflucht seiner beiden älteren Brüder vermasselte ihm im Erwachsenenalter eine leistungssportliche Laufbahn bei der SG „Dynamo“. Er musste in die sportliche Provinz zur SG Boxberg wechseln. Unterwegs auf Torhütersuche holte ihn von dort der damalige Cheftrainer Egon Luding zur Oberliga-Mannschaft des SC Einheit. Und „Honno“ (wie ihn seine Sportfreunde rufen) brachte mit Rainer Leitko und wenig später Hans-Jürgen Kraske (Vater von Renè „Susi“ Kraske) gleich noch zwei tolle Verstärkungen mit. 22 Jahre war er, als er am 2.November 1966 gegen den SC Karl-Marx-Stadt (2:8) sein erstes Meisterschaftsspiel für Dresden bestritt. Er hätte alle für total verrückt erklärt, die ihm seinerzeit prophezeit hätten, dass er auf den Monat genau 30 Jahre (!) später sein letztes Meisterschaftsspiel für die 1.Mannschaft bestreiten würde (30.11.1996 beim 8:3 über Klingenthal in der Sachsenliga).
Dazwischen liegen bewegte Eishockeyzeiten: Auflösung der Oberligamannschaft 1970 nach dem Skandalbeschluß der DDR-Sportführung; Neuanfang 1982 in der BSG Kraftverkehr; die Wiedereingliederung (1990) der Sportart Eishockey in den ESC Dresden (Nachfolge-„Wintersportklub“ des SC Einheit !).
Horst Rudolph bestritt über insgesamt 17 Jahre Spiele in der 1.Mannschaft ! Sicherlich war er niemals der geniale Torwart und der Vergleich mit einer geschmeidigen Katze überraschte sogar uns „alte Kerle“… Er war mehr der stehende, etwas steife Torwart, arbeitete viel mit dem Schläger und vertraute auf seine guten Reflexe. In seiner 1.Saison stand er bei einem der kuriosesten Resultate in der Dresdner Eishockeygeschichte zwischen den Pfosten. Mit 11:10-Toren gewann der „SCE“ gegen KTH Krynica. Er kannte die schwierigen und für Zuschauer unfreundlichen Bedingungen im alten Freilufteisstadion mit Regen, Kälte und Schnee … Das Ende des „SCE“ erlebte er nicht mit. Zu dieser Zeit musste er (mit 25 Jahren…) den „Ehrendienst“ in der Volksarmee leisten. Anfang der 80-er Jahre wurde er zum wichtigsten Mann im Dresdner Eishockey ! Durch seine persönlichen Kontakte zum Vorsitzenden der BSG Kraftverkehr Lutz Möhrstedt fanden die Eishockeyspieler nach jahrelangen Bemühungen endlich eine neue Heimstätte. Zwar ohne finanzielle Unterstützung, aber versicherungstechnisch abgesichert konnte das Eishockey auf „Sparflamme“ wieder aufflackern. Über zehn Jahre wirkte Horst Rudolph als Sektionsleiter. Gemeinsam mit „Hobby“-Trainer Rolf Thieme (zu Beginn der 60-er Jahre Kapitän der 1.Mannschaft, er wird im Februar 85 Jahre alt) organisierte er zwischen 1984 und 1989 die sechsmalige Teilnahme des „KvD“-Team an der DDR-Bestenermittlung. Beste Kontakte wurden in unser Eishockey verrücktes Nachbarland CSSR nach Decin, Dolni Poustevna und Olomouc geknüpft.
Er gehörte der Mannschaft an, die nach 36-jähriger „Unterbrechung“ Ende März 1990 mit dem Spiel gegen Darmstadt erstmals wieder ein deutsch-deutsches Duell bestritt. Er stand bei der 1.Sachsen-Meisterschaft nach der „Wende“ (1991) zwischen den Pfosten und hütete beim großartigen Benefizspiel zugunsten des neuen Dresdner Eishockey.Nachwuchses gegen das Bundesliga-1-Team vom ES Weißwasser (April 1992) das Tor. Sein langjähriger Weggefährte im kleinen Drahtkäfig war Roland Scheffler. Erst mit der Verpflichtung von Viktor Lukes zu Beginn der Saison 1993/94 rückte „Honno“ in den Hintergrund. Er blieb jedoch im 1b-Team und der Alt-Herren-Mannschaft aktiv. Kurioses passierte im Februar 1995 als er sich das Spiel der 1.Mannschaft gegen Berlin ansehen wollte. Beide Stammtorhüter fielen plötzlich und unverhofft (Lukes, Scheffler) aus. Verzweifelt hielten die Verantwortlichen unter den Zuschauern nach ihm Ausschau….und kurzentschlossen schlüpfte er in seine Ausrüstung und das Spiel war gerettet.
Im Herbst 1996 nahm er endgültig Abschied von der 1.Mannschaft. 52-jährig sagte er leise „adè“. Im gleichen Atemzug zeigte ein erst 15-jähriger seine ersten Paraden: Norbert Pascha ! Eine Besonderheit kann ihm auf unabsehbare Zeit niemand nehmen: Er ist er der einzige Aktive, der gemeinsam mit seinem Sohn in der 1.Mannschaft gespielt hat !
Mit der Altlöwen-Traditionsmannschaft nahm Horst Rudolph an neun der insgesamt dreizehn Ostdeutschen-Oldie-Meisterschaft (zwischen 1997 und 2011) teil. Wann immer es möglich war, erschien er zum montäglich-spätabendlichen ¾ 10-Uhr-„Stelldichein“ der alten Kufencracks und versuchte die noch immer scharf geschossenen Pucks vor der Torlinie zu stoppen. Erst Ende Februar letzten Jahres stellte er seine Torwart-Kelle für immer in die Ecke.
Wir wünschen weiterhin gute Gesundheit und viele schöne Erlebnisse mit der Familie, Freunden und uns.
Karl-Heinz Domschke
Kapitän ALTLÖWEN-Traditionsmannschaft